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Die Besonderheiten der Vorstellungen über Basisarchetypen im Kontext der ethnischen Individuation

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Academic year: 2020

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ISSN 2313-7525

In Practice of Leading Scientific Schools

2016 – 4 (16)

https://fdotadotr.wordpress.com/about http://farplss.org/index.php/farplss/about

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Die

Besonderheiten

der

Vorstellungen

über

Basisarchetypen im Kontext der ethnischen Individuation

Didukh M.L.

Hochschullehrer des Kiewer Instituts moderner Psychologie und Psychotherapie

Doktor der psychologischen Wissenschaften

Article info Bei dieser Arbeit sind die sozialen und psychologischen Gesetzlichkeiten der ethnischen Individuation betrachtet, die als Prozess zu betrachten wird und gerichtet auf das Bewusstsein und Erreichung der Einheit mit sich selbst und mit dem eigenen Volk. Es ist wichtig, dass die Individuation dem Menschen eine Verbindung mit seinen tiefen Motiven zu fühlen erlaubt. Um seine unbewussten Aspekte zu verstehen und sie allmählich ins Bewusstsein zu integrieren - das ist der Prozess der Individuation. Das Wesentliche der Individuation besteht in der Integration von Kollektivem und Universellem mit Einzigartigem und Individuellem. Die Form, Stil und Besonderheiten der Individuation hängt vom Charakter und Temperament der Person ab. Als Ergebnis der empirischen vergleichende Untersuchung von vier Gruppen von Befragten (Ukrainian, Krimtataren, Russen, Juden) wurde ethnische Spezifität Projektionen von archetypischen Bildern auf die Vorstellung der Helden und Figuren rausgefunden und ihre ethnischen Besonderheiten und Gesetzlichkeiten der Auslösung festgestellt.

Schlüsselwörter: Ethnopsychologie, Unbewusste, Urtypus, ethnische Individuation.

У роботі розглянуто соціально-психологічні закономірності етнічної індивідуації, яка розглядається як процес, спрямований на усвідомлення та досягнення єдності з самим собою та власним народом. Важливим є те, що індивідуація дозволяє людині відчути зв'язок зі своїми глибинними

мотивами та повніше включитись до соціокультурного контексту.Усвідомити свої несвідомі аспекти та поступово інтегрувати їх у свідомість – це і є процес індивідуації. Сутність індивідуації полягає в інтеграції колективного та універсального з унікальним та індивідуальним. Форма стиль та особливості індивідуації залежать від характеру та темпераменту людини. В результаті емпіричного порівняльного

Received 9 August 2016

Accepted 21 September 2016

Дідух М.Л.

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дослідження чотирьох груп респондентів (українців, кримських татар, росіян, євреїв) було виявлено наявність етнічної специфіки проекцій архетипічних образів на уявлення про героїв та персонажів і встановлено їх етнічні особливості та закономірності прояву.

Ключові слова: етнопсихологія, несвідоме, архетип, етнічнаіндивідуація.

Copyright © 2016 All rights reserved.

Einleitung.

Unsere Forschung ist der Untersuchung der sozialen und psychologischen Gesetzmäßigkeiten der ethnischen Individuation gewidmet, die als der auf die Erkennung und die Erreichung der Einheit mit sich selbst und mit dem eigenen Volk gerichteter Prozess betrachtet wird. Die Kernidee der analytischen Psychologie ist der Begriff der Individuation, die als Prozess des Werdens von sich Selbst definiert wird, wodurch ein Mensch sein inneres Potential voll zum Tragen bringen kann. Vom Standpunkt unserer Forschung ist es wichtig, dass die Individuation erlaubt, den Zusammenhang mit eigenen tiefen Motiven zu empfinden und sich im soziokulturellen Kontext voller zu engagieren. Nach der klassischen Definition beginnt die Individuation im Erwachsensein, wenn ein Mensch den Sozialisationsprozess bereits hinter sich hat und ein Bedürfnis nach Selbstverstehen und nach der Revision vom eigenen Lebensziel empfand. Der Individuationsprozess bedeutet, die eigenen unbewussten Aspekte zu begreifen und sie ins Bewusstsein zu integrieren.

Das Wesentliche der Individuation besteht in der Integration vom Kollektiven und Universalen mit dem Einzigartigen und dem Individuellen. Die Form, der Stil und die Besonderheiten der Individuation hängen vom Charakter und Temperament eines Menschen ab.

Überblick über die bisherigen Studien.

Indem sie die Konzeption von Jung fortsetzten und ergänzten, behaupteten G. E. Atwood and R. D. Stolorow, dass die Individuation die Konstituierung einer stabilen Repräsentation bezweckt. Sie beschreiben drei grundlegende Mechanismen dieses Prozesses:

- Die Bewusstwerdung,

- die Realisation der transzendenten Funktion,

- Abgrenzung des persönlichen vom kollektiven Inhalt, die den Kontakt mit universellen Themen ermöglicht.

Die Vertreter der Schule der Entwicklung, und u.a. M. Fordham, behaupten, dass der Prozess der Individuation noch in der Kindheit beginnt, und unterscheiden fünf Stufen der Bewusstseinsentwicklung. So ist für die erste Stufe die Identifizierung des Bewusstseins mit der Außenwelt ohne jegliche bestimmten Grenzen kennzeichnend. Das Bewusstsein und das Objekt sind mystisch miteinander verbunden und bilden ein Ganzes. Es überwiegen die Mechanismen der Identifikation, Introjektion und Projektion. Auf der zweiten Stufe entsteht die Differenzierung des Selbst und der Außenwelt, wobei die bedeutenden Gestalten vom Vater und der Mutter ausgegliedert werden. Diese Gestalten werden zu den Objekten der Projektionen, später können andere Familienmitglieder, Schule, Lehrer, andere soziale Institutionen zu solchen Objekten werden. Die Forscher stellen fest, dass diese Stufe der Bewusstseinsentwicklung bei vielen Erwachsenen dominiert, was sie nicht hindert, sich der Gesellschaft anzupassen und normal zu funktionieren.

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44 Diese Stufe bildet eine große Anzahl von traditionellen Werten und Imperativen, zu denen sich die Repräsentanten der religiösen Moral bekennen.

Auf der vierten Stufe entstehen das Bewusstsein und das Verschwinden der Projektionen von diesem Typ. Der Platz des Glaubens wird entleert, und die Entscheidungen werden auf der Basis der pragmatisch-realistischen Weltanschauung getroffen. Die Prinzipien werden relativ und vom kulturellen System der Vorschriften und Erwartungen abhängig. Die vierte Stufe führt zu einer etwas übertriebenen Vorstellung vom menschlichen Ego, der Mensch wird Gott für sich selbst.

Auf der fünften Stufe werden das Bewusste und das Unbewusste integriert. Der Mensch stellt setzt den Mechanismus der Projektion nach außen nicht mehr ein, dafür wird die Aufmerksamkeit auf eigene Kreativität, eigenes System des Dialogs und das Gleichgewicht zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten gelenkt. M. Stein verweist auf die mögliche Existenz von zwei weiteren Stufen in der Entwicklung des individuellen Bewusstseins. So wird die sechste Stufe durch die Einheit der Psyche und der materiellen Welt gekennzeichnet, und die siebente Stufe ist nur für bestimmte Personen typisch, die aktiv Meditation und Kundalini– Yoga üben.

C.G. Jung betrachtet den Prozess der Individuation unter dem Gesichtspunkt der Archetypen und des kollektiven Unbewussten. Er ist der Meinung, dass ein Mensch im Laufe dieses Prozesses eine persönliche Beziehung zu archetypischen Gestalten, Gefühlen und Verhaltensmodellen herausbilden muss. Allmählich beginnt ein Mensch abzugrenzen, was seinem persönlichen Leben zugeschrieben werden kann, von dem, was aus der Tiefe der Jahrhunderte stammt. Infolgedessen bekommt das Leben einen unerschöpflichen Sinn, denn er wurde durch keine äußeren Anforderungen aufgezwungen, sondern geht aus der Tiefe der inneren Quelle hervor.

Während des Individuationsprozesses kommt der Mensch allmählich durch die Stufen der Schatten, der Anima und des Selbst. Auf der Stufe des Schattens lernt die Persönlichkeit zu begreifen, dass ein für uns unangenehmer "anderer Mensch" ein Teil unserer eigenen Identität ist. Alle Unterschiede, gegen die ein Menschen seine Energie verwendete, werden in die Möglichkeiten umgewandelt. Aber nach der Integration in Grenzen eigener Persönlichkeit entsteht der Bedarf an der Entdeckung und Erkenntnis der Außenwelt. Auf der Stufe von Anima / Animus lernt der Mensch zu verstehen, dass er nicht einsam ist. Durch das komplizierte System der Beziehungen kann man die Einheit mit jeder Person, Tier, Naturerscheinung empfinden. Jeder Mensch existiert im Zentrum dieser Spitze der Beziehungen. Nachdem ein Individuum die Unmöglichkeit begriffen hat, sich vollständig von der Welt zu entfremden, entsteht die folgende Aufgabe – den Platz für noch mehrere Ganzheit zu finden. Bei der Kommunikation mit dem Selbst lernt der Mensch bewusst zu sein, dass die Ganzheit, die wir suchen, ist bereits ein Teil der menschlichen Natur. Die Entfremdung und intrapersonaler Konflikt sind das Ergebnis von der Angst und Abwehrmechanismen des Bewusstseins. Allmählich, wenn sich die Angst vor "Gott innerhalb uns" verringert, wird das Selbst zum Spiegel, in dem sich sowohl eine reale Persönlichkeit, als auch eine ideale, von dieser Persönlichkeit erreichbare Gestalt widerspiegelt werden. Im Laufe der Zeit beginnen die Unterschiede zwischen ihnen abzunehmen.

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Guggenbuhl-45 Craig analysiert die Erscheinungsformen der Individuation in zwischenmenschlichen, und insbesondere in ehelichen Beziehungen.

Andrew Samuels meint, dass der nächste Schritt in der Entwicklung der Individuationstheorie ihre Kombination mit Gruppen- und sozialer Funktionsfähigkeit sein wird.

Das Ziel der empirischen Studie war eine Feststellung der Ähnlichkeiten und der Unterschiede in den Vorstellungen von den archetypischen Gestalten, abhängig von der ethnischen Zugehörigkeit der Befragten.

Folgende empirische Forschungsmethoden wurden verwendet - die Methode der Ampifikation, die Analyse der folkloristischen Texte und der wissenschaftlichen Quellen. Es wurden 210 Personen befragt, darunter 70 Ukrainer, 50 Russen, die in der Ukraine leben, 48 Personen - Krim-Tataren, 42 Personen – Juden, die in der Ukraine geboren sind und leben. Solche Auswahl der ethnischen Zugehörigkeit der Befragten wurde mit ihrer Verbreitung auf dem Territorium der heutigen Ukraine verbunden. Die Untersuchenden waren im Jugend- und Erwachsenenalter, 65% betrugen Frauen und 35% - Männer.

Forschungsergebnisse. Jung arbeitete bestimmte strukturelle Organisation und Klassifizierung der Archetypen heraus. Traditionell ist der Archetyp der Persona der erste von ihnen. Der Begriff stammt aus der dramatischen Dichtung: es war eine soziale Maske, die der Mensch anzieht, um sich an die Welt zu wenden. Auf der Ebene der einzelnen Persönlichkeit ist das in zunächst das Bewusstwerdung und Introjektion einer sozialen oder beruflichen Rolle. Wenn dieser Archetyp auf der Ebene der ethnischen Zugehörigkeit betrachtet wird, erscheint er als das Bewusstsein von einer Menschengemeinschaft ihrer Rolle im Weltkontext und die Beschlussfassung dieser Rolle gemäß. Ethnischer Archetyp der Person beinhaltet auch den Bestandteil des idealen Selbst – ein Bild der Kultur, der Handlungen und der Charakterzüge, die die Träger dieser Kultur für wertvoll und vorbildlich schätzen.

Bei der Betrachtung dieses Archetyps im Laufe der empirischen Studie wurde festgestellt, dass die Personenprojektionen vor allem auf die Gestalt des ukrainischen Kosaken und Hetman Bohdan Chmelnyzkyj gerichtet wurden. Sie wurden von allen Gruppen der Befragten hervorgehoben. Aber viel interessanter war der subjektive Inhalt der Personenzüge, die während der Amplifikation gegeben wurden. Ukrainer charakterisierten Bohdan Chmelnyzkyj mit folgenden Zügen: mutig, tapfer, entschlossen, stark, willens mäßig. Kognitive Assoziation verbinden seine Gestalt mit einem Helden, Kosaken, geben seinen Posten an - Hetman (eine Erwähnung). Seine Tätigkeit auf der Verhaltensebene ist mit Kampf, Sieg, Führung verbunden.

Im Bewusstwerdung der Russen erscheint seine Gestalt etwas anders - im Vordergrund treten keine Charakteristiken von Emotionen und Willenshandlung auf, sondern die Eigenschaften der Macht: weise, klug, berühmt, zielstrebig, maßgebend. Auf der kognitiven Ebene ist Bohdan Chmelnyzkyj vor allem Hetman, Herrscher, Patriot, Stratege. Im Aspekt seiner Tätigkeit wird es wichtig, dass er führte, vereinigte, verteidigte, erreichte. Für Tataren wird den Aspekt von Krieg, Heldentum, Sieg, Stärke und Stolz wichtig. In der Tätigkeit wird hervorgehoben,

dass er begann zu kämpfen, gewann, erreichte und befreite. Für die Gestalt des Kosaken ist für Ukrainer wichtig, dass der Held stark, geschickt, schlau ist, fährt, kämpft, lacht. Ganz anders ist diese Gestalt in den Projektionen von Russen - blutig, mutig, grausam, ein nicht Besiegter.

Die Besonderheit der Personengestalt in den Projektionen von Ukrainer besteht darin, dass es zu dieser Reihe auch Räuber gehören - Ustym Karmeljuk und Oleksa Dowbusch. Sie werden positiv wahrgenommen, als gerecht, verwegen, stark, beharrlich charakterisiert.

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46 Untersuchte Tataren haben ihre Helden, Personenprojektionen. Vor allem handelt es sich um Amet-han Sultan. Er wurde in der Stadt Alupka 1920 geboren. Im Zweiten Weltkrieg war er Jagdflieger, flog 603 Einsätze. Seit 1947 wurde er Testflieger. Als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens unterzeichnete er einen Brief mit der Bitte um Repatriierung der Krimtataren. Im Bewusstwerdung der heutigen Befragten Tataren wird er als tapfer, aufopfernd, klug, menschlich und patriotisch wahrgenommen. Wichtig ist es, dass er kämpfte, riskierte, opferte und befreite. Obwohl die Geschichte des tatarischen Volkes weder in Schulen noch in Hochschulen unterrichtet wird, erwähnen die Befragten prominente Persönlichkeiten von Krim – Tataren, wie Ismail Gasprinskiy, Noman Celebicihan, Alim Asamat-oglu. Diese Personen werden zu Projektionen der Vorstellung von der Stärke, Mut, Vernunft und Patriotismus. Die wichtigsten Aspekte der Tätigkeit sind „rettete“, „half“, „schuf“, „rief ins Leben zurück“. Sogar bei der den Flieger-Kriegshelden betroffenen Amplifikationen treten Aussagen in Bezug auf den Schutz und die Wiedergeburt hervor.

Im Unterbewusstsein unterscheidet C.G.Jung der Archetyp des Schattens, das für einen jeden Menschen Bedrohliche, das Verachtete und das er tief im Inneren begegnet. Das ist nicht immer etwas objektiv Unzumutbares oder Gefährliches, Schattenaspekte können hingegen über Energieressourcen verfügen, die für ein erfolgreiches Dasein notwendig sind. Zur Schattenzone wird alles verdrängt, was der allzu etablierten Persona widerspricht.

Oft kann man in der therapeutischen Praxis eine Projektion des Schattens auf die Umgebung beobachten. Etwas, was eine Persönlichkeit in ihrer eigener Natur nicht akzeptieren kann, schafft im Falle der Außenprojektion bizarre, merkwürdige und konträre Beziehungen: „Ich liebe und hasse ihn gleichzeitig“. Wir können solch eine emotionelle Ausrichtung der Äußerungen auch in Bezug auf unsere eigene Kultur und Nation beobachten. Wahrscheinlich kommt der ethnisch-kulturelle Archetyp des Schattens in den Sachverhalten zum Vorschein, die die Vertreter einer bestimmten Ethnie emotionell verneinen, für inexistent halten und den Vertretern anderer „feindlicher“ Kulturen zuschreiben. Während der sozialen Katastrophen (sowie bei Lebenskrisen einer einzelnen Person) sind „Durchbrüche“ des Schattens möglich, dabei verhält sich eine Ethnie unberechenbar, auch für ihre Vertreter.

Im Zuge der Analyse verändert sich die Wahrnehmung des Schattens vom Misstrauen zur Bewusstwerdung, Akzeptanz und Integration. Es sieht entsprechend zu den Ergebnissen unserer empirischen Forschung danach aus, dass als Objekt für Projektionen gerade der Schattenaspekte des kollektiven Unbewusstsein moderne Politiker fungieren. Darunter wurden L. Kutschma, V. Juschtschenko, J. Tymoschenko, V. Janukovytsch erwähnt. Sie haben alle (unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit der Befragten) konträre Charakteristiken bekommen: klug, zielbewusst, betrügerisch, der gleichzeitig gewinnt, versucht, deklariert, regiert, belügt und schafft.

Bei der Detallierung der Befragung der Ukrainer handelte es sich über die Frage, welche Charakterzüge sie für unübliche für einen typischen Ukrainer halten, hatte es sich eine interessante Besonderheit der Schattenpojektionen herausgestellt. Die Probanden (vorwiegend Jugendlichen) haben zwei ziemlich unterschiedliche Gestalten der Schattenaktualisierungen geschildert. Sie haben solche Züge wie Pünktlichkeit, Pragmatismus, planmäßige Arbeitsfähigkeit, die die Ukrainer eventuell von der Bevölkerung des Westeuropas unterscheiden. Auf einem anderen Pol waren Kollektivismus und die Hilfsbereitschaft platziert, das laut stereotypisierten Vorstellungen die Russen von den Ukrainern unterscheidet.

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47 eine Brücke zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten. Weibliche Figuren waren ziemlich verbreitet in den Antworten unserer Probanden, zum Archetyp der Anima ordnen wir allerdings nicht alle davon, sondern nur diejenigen, die emotionelle Färbung haben. Die Projektionen der Anima auf die Figur von Lessja Ukrainka waren am meisten verbreitet. Im Aktionsaspekt sind für die Befragten Motive der Schöpfung, Kampf, Leiden wichtig. Mit viel mehr Prägnanz ist das in Emotions- und Wertschätzungen dargestellt, was sich wiederum in etliche Schwerpunkte zuordnen lässt.

Wir können hier eine ungleichmäßige Tiefe der Emotions- und Wertprojektionen beobachten. Wie es für die Anima im Unterschied zu der Persona typisch ist, stehen das Äußere und sogar der schöpferische Beitrag der emotionellen Komponente der Projektionen nach. Typisch gerade für die ukrainischen Befragten ist die Mehrdeutigkeit der Figur, die die Bestandteile der Kraft, Sinnlichkeit und Emotionalität mit denen des Leidens und der Trauer verbindet. Diese Seite wurde noch deutlicher in den Antworten der ukrainischen Probanden bei der Beschreibung der Figur der Mavka. Nur ethnische Ukrainer erwähnten Märchenwesen, indem sie über die Figuren gefragt wurden, die als Symbole des Landes agieren könnten. Dabei war die Mavka-Figur ziemlich verbreitet.

Ihre Figur wird mit solchen Begriffen wie Schönheit, Liebe, Glück, Opfer, Romantik, Zärtlichkeit, Glauben assoziiert. Die Befragten schätzen sie als gleichzeitig echt und unwirklich, gutmütig, aufrichtig, leidenschaftlich, verstiegen ein. Im Aktionsaspekt der Figur ist vorwiegend eine Überzeugung über die Gefahr einer maßlosen Liebe – flirten, lieben, sie ins Meer der Liebe voll versenken, singen, glauben, laufen, feiern, sterben – zu finden.

Dieselbe Figur von Lessja Ukrainka wird in den Antworten der Russen vorwiegend als eine schöpferische Natur dargestellt – stark, mutig, schrieb, dichtete… Allerdings ist in den Schilderungen der Anima der russischen Befragten auch ihre negative Seite zu finden. Das ist Jasykata Chveska1. Sie ist listig, ein Persönchen, gierig, wettert, klatscht und weint.

Bei der Untersuchung der Anima bei den tatarischen Probanden kommen auch zahlreiche Erwähnungen von Lessja Ukrainka vor, sie wird jedoch eine Projektion für etwas andere Gefühle und Handlungen. Die Besonderheit der ethnischen Wahrnehmung besteht darin, dass die Gestalt der Anima für die tatarischen Befragten keine Aspekte der Macht und des Kampfes beinhaltet, und die Geistestätigkeit hat keine festen Verbindungen mit Kummer und Leiden. Dieselben Besonderheiten – die überwiegende Fokussierung auf Fraulichkeit und Geistestätigkeit – gibt es in den Assoziationen, die mit Sabine Nedshenova, einer tatarischen Sängerin, zu tun haben.

Dementsprechend wird es klar, dass die Projektionen des ethnischen Unterbewussten auf die Figuren der prominenten Künstler über wesentliche Unstimmigkeiten verfügen.

Der Archetyp des Animus hat bei den ukrainischen Befragten zwei Schwerpunkte – ein Held und ein Philosoph. Die Projektion der heldenhaften Aspekte wird auf heutige Sportler Andrij Schewtschenko und Vitali Klitschko gerichtet. Das Assoziationsfeld ist mit Spiel, Kampf, Sieg verbunden. Die Figur eines Helden wird als stark, bunt, berühmt, schön und anziehend wahrgenommen.

Mit derselben Häufigkeit kommen auch die andere Projektionsvariante des Animus vor – der Philosoph. Als die auffälligsten Vertreter dieser Art der Projektionen fungieren G. Skovoroda und I. Franko. Ähnliche Assoziationsfelder entstehen auch rund um die anderen Künstler – M. Hruschevskyj, B. Hmyrja, A. Solovjanenko. Ein Philosoph ist im Unterbewusstsein unserer Probanden eine Person, die gebildet, arm, genial, gemütsreich ist. Im Handlungsaspekt überwiegen solche Ausdrücke: er schrieb, liebte, arbeitete, reiste, wurde gestorben.

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48 Die Gestaltprojektionen des Animus haben bei den tatarischen Befragten deutlich heroischen Charakter. Dazu gehören die Gestalte von Wirastjuk, W. Klitschko, A. Schewtschenko. Mit ihren Gestalten sind folgende Bestimmungen verbunden: mächtiger Kraftmensch, Recke, Sieger, träumen, spielen, siegen, erkämpfen. In Antworten der russischen Befragten sind diese Personen auch anwesend, aber sie werden durch die Gestalten von "Herrscher" ergänzt – B. Chmelnytskij, Sagajdachnyj, Wladimir Monomach. So können wir ethnische Besonderheit der Gestaltwahrnehmung des Animus beobachten. Obwohl alle Gruppen der Befragten ähnliche Züge von Mut, Kraft und Fähigkeit zu überwinden erwähntem, werden der Verstand, die philosophische Ausrichtung des genannten Archetyps für Ukrainer besonders wichtig. In Beschreibungen von Tataren tritt er vor allem als hypermännlicher Sieger hervor und von Russen - als mutiger und erfolgreicher Herrscher.

Zu den Archetypen des Geistes gehören weise Vorahnen, die die geistig-moralen Eigenschaften einer Persönlichkeit verkörpern, und der Archetyp eines Göttlichen Kindes puer aeternus als ein Symbol für künftige Hoffnungen. Jedoch ist Puer mehr als nur ein Kind, das ist ein künftiger Held, ein kleines Kind, das die übermenschlichen Möglichkeiten besitzt. Gleichzeitig sind diesem Ewigen Kind Leichtsinnigkeit, Spaß und Spiel auch zueigen. In der ukrainischen Weltanschauung existieren feste Gestalten, die diese Archetypen verkörpern. Das ist göttliches Kind, ein Held vieler Volksmärchen – vom Kotyhoroschko zum Iwasyk-Telesyk. Interessant ist, dass in der ukrainischer Kultur ist dieses Kind ein Junge im Unterschied zur russischen Maschenka.

Im Zuge der Pilotstudie unterschieden einige Befragte noch eine zeitgemäße Variation dieses Archetyps. Es handelte sich um Petryk Pjatotschkin, ein Held eines Trickfilms. Die Anwesenheit in den Antworten gerade diesen Figuren war für die ukrainischen Befragten typisch. Wie wir auf der Abb.3 beobachten können, ist das Kind in den Vorstellungen ukrainischer Befragten ein kleiner Held, der bereits von der Geburt an über die notwendige Kraft, Geschick und List verfügt. Interessanterweise gab es in der Antworten der tatarischen Probanden überhaupt keine Projektionen dieses Archetyps, und bei den russischen Probanden gab es eine Erwähnung über Petryk Pjatotschkin im Kontext des Lernens und der Ungezogenheit.

Der Archetyp des weisen alten Mannes ist in der ukrainischen Kultur fest mit der Figur eines Kobzars, Lirniks, einen Träger der uralten Legenden und Balladen verbunden. Eine Widerspiegelung dieses Archetyps kann man auch in den traditionellen, insbesondere in den Volksbildnissen von Taras Hryhorowytsch Schewtschenko bemerken, in denen er als ein alter, eisgrauer Mann mit der weißen Schnauzbart abgebildet ist. Taras Schewtschenko wird in den Antworten fast aller Probanden unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit genannt.

Für ukrainische Probanden hat seine Figur einen viel breiteren Kreis der Amplifikationen als für tatarische und russische Probanden. Man kann die kreative, sakrale und Schutzfunktion feststellen, die den Archetypen des Geistes eigen sind und in den Amplifikationen unserer Probanden wiedergegeben sind. So wie es in den Projektionen auf die Figur sowohl von Lessja Ukrainka, als auch auf die von Taras Schewtschenko (weniger bezieht sich das die weniger bedeutende Figuren) ist die Komponente des Leidens und der Überwindung, eine gewisse Variation des „Verwundeten Heilers“, der gerade für den ukrainischen ethnischen Unterbewussten wichtig ist, von großer Bedeutung.

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49 des Sakralen. Diese Figur wird freudig empfangen, jedoch auch mit Furcht, wenn sie keine Gefahr darstellt, und mit der Abneigung, wenn sie die Partei des Gegners vertritt. Bei aller Doppeldeutigkeit und Unzuverlässigkeit dieser Figur ist sie auch ein unentbehrlicher Teil des menschlichen Daseins.

Es ist uns nicht gelungen, in den ukrainischen Märchen und Volksliedern Ukrainer zu finden, die denselben Platz im Volksbewusstsein einnehmen, er ist jedoch nicht leer, denn abhängig von der Region der Ukraine ist er vom „listigen Zigeuner“ oder „listigen Juden“ besetzt. Mit ihnen sind Warnungen und Besorgnisse über Betrüge, Wuchereien, Dieberei (Zigeuner) verbunden; gleichzeitig kann man mit ihrer Hilfe in einem wirklichen Härtefall rechnen. Im Zuge unserer empirischen Forschung hat der Archetyp des Kosaken – eines Charakternyken2, Molfars3 diesen Platz eingenommen.

Gerade diese Figuren werden eher wenig und nur in ukrainischen Quellen erwähnt. In den Volksüberlieferungen von Russen oder Tataren sind sie überhaupt nicht zu finden.

Das Selbst ist der tiefste innere Archetyp. Es steht für ein Vorgang der Einigkeit eines Menschen mit der Welt und mit sich selbst. Individuationsprozess und Persönlichkeitsentwicklung werden als ein Weg der Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Polaritäten sowie ein Bewusstwerden des Selbst, also der eigentlichen Natur eines jeden Menschen wahrgenommen. Es gibt wohl nicht nur bei einem Einzelnen (oder im rein menschheitlichen Kontext hingegen), aber auch im Rahmen einer ethnischen Gemeinschaft etwas Besonderes, was nicht wahrgenommen sowie selten als deutliche Erklärungen oder politische Mottos artikuliert wird. Das gibt hingegen eine Möglichkeit, sich nicht zu lösen und nicht zu assimilieren.

Bei der Untersuchung der Projektionen der archetypischen Gestalten in einer jüdischen Gruppe wurde festgestellt, dass die am meisten erwähnte Figur, die Projektion der Persona ist, ist Moshe Rabbeinu.

Die Projektionen der Figur von Moshe Rabbeinu sind ziemlich harmonisch, die haben eine eigene ausgewogene Vernunft, Intelligenz und eine Fähigkeit, auf Willen des Höhsten hören. Ferner sind Führungsqualitäten in Verbindung mit der Sorge für die Menschen zu verzeichnen.

Im Unterschied zu den Probanden aus anderen ethnischen Gruppen wurden bei der Analyse der jüdischen Auswahl sehr aktive Projektionen des Schattens in Form der Beschreibung von A. Hitler (25% der Befragten) festgestellt.

Er wird als Träger der negativen Eigenschaften und Züge wahrgenommen, die Probanden haben jedoch sein Erscheinen in eigenen Listen auf folgende Weise erläutert: „Wir müssen uns das Geschehene gegenwärtig halten, damit das nie wieder passiert. Er förderte wider Willen Einigkeit des jüdischen Volkes. Er ist ein Teil unserer Geschichte…“. Interessant ist, dass auch für solch eine „Schattenfigur“ konnten wir in unseren Forschungen ein Versuch beobachten, ihre Taten zu verstehen und zu erklären. Man kann eine persönliche, geschäftige, nachgeschäftige sowie emotional wertende Komponente dieser Projektion feststellen.

Die Projektionen des Animus in seinem Heldenaspekt waren vor allem auf König David gerichtet, außerdem wurden auch König Salomo und moderne herrisch-heldenhaften Figuren, wie David Ben-Gurion, Schimon Peres, Herzl erwähnt.

König David wird als eine kräftige, herrische, weise, kämpferische, jedoch gleichzeitig eine poetische, liebreiche Figur geschildert, er hat gewonnen, gebaut, instigiert. So eine Bewertung der rein menschlichen Eigenschaften des Helden konnte man nur bei den krimtatarischen Befragten feststellen. Das lässt sich durch eine stärkere Bewahrung der traditionellen

2 Eine Bezeichnung für einen Magier (AdÜ)

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50 Weltanschauung gerade in diesen ethnischen Gruppen sowie durch eine mindere Beeinflussung der christlichen Weltsicht mit ihrer Entgegenstellung von „Körper“ und „Seele“ erklären, in diesen Kulturen ist ein Gefühl der Einigkeit von herrischen, sexuellen und geistigen Bestandteile des Animus.

Ähnlich sind die Projektionen auf die Figuren der modernen Machthaber (interessant ist, dass in der europäischen Auswahl gab es keine einzige Erwähnung ukrainische, russische oder israelische Politiker).

Figuren der Machthaber lassen sich deutlich in zwei Gruppen teilen: politische Führungspersonen, die den Ausbau von Israel förderten – David Ben-Gurion, Herzl sind die erste Gruppe sowie geistige Leader, die sich dem Archetyp des weisen alten Mannes - Baal Schem Tov, Hillel, Rabbi Akiba u.Ä. Der Vater-Archetyp lässt sich auf die Figur von Abraham, der Mutter-Arhetyp – auf die von Sara übertragen.

Zusammenfassung. Die Anwendung der Methode der Amplifikation kann die Klärung eines unbewussten Inhalts der ethnischen Archetypen ermöglichen. Die empirische Vergleichsanalyse der Projektionen der Archetype auf Vorstellungen über Helden und Figuren wurden deutliche ethnische Unterschiede festgestellt. Es wurde ferner festgestellt, dass ethnische Archetypen des ukrainischen Volkes durch drei Grundeigenschaften gekennzeichnet wird: Kampf/Ungehorsam, Leiden und schöpferisch-philosophische Weltanschauung. Für Russen stellten sich die Eigenschaften von Stärke, Macht und Sieg als wichtig heraus. Die archetypischen Figuren von Tataren hatten prägnante Eigenschaften der Anima und des Animus (in seinem heroischen Aspekt) sowie Motive der Stärke und des Kampfes. Archetypische Figuren der jüdischen Probanden beinhalteten Vorstellungen über Macht, Stärke und – im Unterschied zu den Probanden aus den anderen ethnischen Gruppen – deutliche Projektionen des Schattens.

Quellenverzeichniss

1. Guggenbühl-Craig A. Die Macht des Archetypus in der Psychotherapie und in der Medizin. St.

Petersburg, Akademisches Projekt, 1997. (Auf Russisch)

2. Stein М. Principle of Individuation: Toward the Development of Human Consciousness. Moscow, Cogito-Center, 2009 - 156p. (Auf Russisch)

3. Stein М. Jungianische Mappe der Seele: Einleitung in die analytische Psychologie. Moskau.: Cogito-Center, 2010. – 148 S. (Auf Russisch)

4. Von Franz М-L. Der Individuationsprozess. Moskau.: Cogito-Center, 2010. – 148 S. (Auf Russisch)

5. Hillman J. Archetypische Psychologie St. Petersburg: B.S.К., 1996. - 157 S. (Auf Russisch)

6. Hollis J. The Eden Project: In Search of the Magical Other. Moskau.: Cogito-Center, 2010.

(Auf Russisch)

7. Jung C.G. Struktur der Psyche und der Individuationsprozess. Мoskau, 1996. - 269 S. (Auf Russisch)

8. Jung C.G. Über das Phänomen des Geistes in Kunst und Wissenschaft. Мoskau, 1992. - 320 S.

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51 Didukh, M.L. (2016). Die Besonderheiten der Vorstellungen über Basisarchetypen im

Kontext der ethnischen Individuation. Fundamental and Applied Researches In Practice of Leading Scientific Schools, 4(16), 42-51.

References

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